Donnerstag, 9. August 2012

Ich erzähl euch mal was von schlechtem Timing!


Testspiel vor längerer Zeit. Der Kommandosoldat (SC) ist gefangen und wird von einem SS-Offizier verhört. Er bleibt standhaft.

SS (SL): Wir haben Wege, Sie zum sprechen zu bringen. Ersparen Sie uns allen die anschließend notwendigen Reinigungsarbeiten. 
Kommando: Tu Dein Schlimmstes, Nazi. (spuckt aus)
SS (seufzt): Wie Sie wünschen.

Er klatscht zweimal in die Hände. Ein heruntergekommener Araber führt eine Kuh (!) in das Verhörzimmer. Der SS-Mann blickt den Gefangenen voll finsterer Erwartung an und schweigt. Der Gefangene glotzt die Kuh an.

Kommando (nach laaanger Pause): Ich wills nicht wissen. Ich rede. Ich rede. Ich pack aus.

Als wir Schattenkrieger aus der Taufe gehoben haben, da war Achtung Cthulhu noch nicht auf dem Schirm. Jetzt sind sie draußen, und wir hängen hinterher. Ich sitz hier in knapp 400 Seiten Text, Diagrammen, Planskizzen usw. und versuche das zu strukturieren. Das Material ist toll, aber chaotisch und vollkommen ausgeufert. Wann haben wir uns dazu entschlossen, Hitler aus einer Schwerwasserfertigungsstätte in Norwegen zu entführen?

Blöderweise wird Schattenkrieger - wenn es denn fertig ist - wohl mit Achtung Cthulhu verglichen werden und das ist dumm: Kommandos im zwoten Weltkrieg? Check! Übernatürliche Ereignisse? Check! Und doch sind es zwei verschiedene Paar Knobelbecher. Der Rollenspiel-Almanach schildert seine Eindrücke (ich tu mich immer schwer, sowas als Rezension zu bezeichnen) zur Konkurrenz, die ich nach erstem Durchlesen teile. Da wird klar, wie groß die Unterschiede sind.

Mir zumindest.

Wie wir die an den Mann und die Frau bringen, ist dann wieder eine ganz andere Frage. Achtung Cthulhu ist eben immer noch im Mythos verhaftet, mit allen Macken. Schattenkrieger ist Indiana Jones meets the X-Files and takes the Dirty Dozen along. Mit ganz neuen Macken. Dazu bleihaltiger, eher leichtherzig, sehr mobil und wenns mal düster wird, dann Melodrama nicht Nihilismus. Unsere Nazis haben auch keine Folterregeln (siehe oben), sondern entsprechen (außer the Big Bad and his Dragon) dem Topos der Whacky Nazis (ja, wirklich).

Fast! Furious! Fun!

Aber Mann ist unser Timing schlecht.

Wasserstand

  • Setting und Conversion: im Lay-Out (ja, inhaltlich fertig)
  • Plot-Point-Kampagne: ich wünschte, ich könnte es sagen
  • Adventure Generator: 80%

2 Kommentare:

  1. "Wann haben wir uns dazu entschlossen, Hitler aus einer Schwerwasserfertigungsstätte in Norwegen zu entführen?"

    6/2011. deine idee. ;)

    AntwortenLöschen
  2. Das mit dem schlechten Timing kann ich nachvollziehen. - So ähnlich erging es dem PROMYTHOS-Team, als Agents of Oblivion herauskam. Aber da PROMYTHOS sehr eigenständigen Hintergrund und eine ausgesprochen interessante (und recht schwer zu erstellende) Plot-Point-Kampagne hat, ist letztlich Agents of Oblivion zwar im (sehr) Groben ähnlich, aber eben doch nicht identisch. Und in der Ausführung ist AoO eben doch sehr "amerikanisch", während PROMYTHOS ein sehr "deutsches" Setting ist.

    Daher kann ich nur sagen: Keine Angst vor "schlechtem Timing" und laßt Euch nur nicht durch solche englischsprachigen Produkte zur Hast und Hektik verleiten.

    Lieber ein GUTES Produkt mit mehr Weile herausbringen, das dann qualitativ den "Frühchen" aus Übersee überlegen ist.

    Ich bin ja sehr gespannt auf Eure Plot-Point-Kampagne.

    AntwortenLöschen